Geschichten schreiben mit KI – Fluch oder Segen?

Das Thema KI und Schreiben ist mit der Entwicklung von Generativer KI zu einer greifbaren Realität geworden. Als jemand, der selbst Geschichten schreibt, betrachte ich die Möglichkeiten und Herausforderungen, die KI-gestütztes Schreiben mit sich bringt, aus zwei Perspektiven – als neugieriger Kreativer und als jemand, der sich fragt, wie sich diese Technologie langfristig auf das Geschichtenerzählen auswirken wird.

Pro: KI als kreativer Assistent

KIs wie ChatGPT bieten eine Vielzahl an Funktionen, die das Schreiben erleichtern und bereichern können. Für viele von uns ist das Schreiben ein Prozess, der oft von leeren Seiten, Blockaden und Zweifeln geprägt ist. Hier kann eine KI erstaunlich hilfreich sein. Manchmal reicht schon ein erster Entwurf oder ein paar Ideen von der KI, um den Schreibfluss wieder anzukurbeln. Es ist wie ein virtueller Brainstorming-Partner, der jederzeit zur Verfügung steht, um Vorschläge zu machen, Satzvarianten anzubieten oder unterschiedliche Erzählperspektiven auszuprobieren.

KI ist auch besonders gut darin, Recherchen durchzuführen und Hintergrundwissen für komplexe Welten oder wissenschaftliche Fakten bereitzustellen. Für Sci-Fi- und Fantasy-Autoren, die oft auf wissenschaftliche Genauigkeit angewiesen sind, ist das Gold wert. Zudem kann KI einem helfen, ungenutzte Stränge in der eigenen Geschichte zu entdecken oder logische Inkonsistenzen aufzudecken.

Contra: Die Sorge um Originalität und Kontrolle

So verlockend KI-Tools auch sind, gibt es gute Gründe, vorsichtig zu bleiben. Der wohl größte Nachteil ist die Gefahr, dass wir uns als Autoren zu sehr auf KI verlassen und dadurch den einzigartigen, menschlichen Touch verlieren, der gute Geschichten ausmacht. KI kann Texte generieren, aber sie ist (noch) nicht in der Lage, echte Emotionen oder eine individuelle Stimme zu entwickeln. Viele von uns schreiben, weil es ein Ausdruck unserer Persönlichkeit und unseres Erlebens ist – eine Qualität, die bei einem KI-gestützten Ansatz schnell verloren gehen kann.

Zudem führt die Abhängigkeit von KI zur Frage der Kreativkontrolle. Wenn eine KI plötzlich wesentliche Teile einer Geschichte entwirft, wem gehört dann das kreative Werk? Die Linie zwischen menschlicher und maschineller Kreativität verschwimmt zunehmend, und das kann sich auf die Identität des Autors und den Wert der Arbeit auswirken.

Ein Experiment: Meine erste nur mit KI geschriebene Geschichte

Ich habe ein Experiment gewagt und eine Geschichte ausschließlich von KI erstellen lassen. Ich habe nichts redigiert oder korrigiert. Nur einzelne Bestandteile ausgesucht, die dann von der KI weiter zur Gestaltung der Geschichte genutzt wurden. Die Ergebnisse erstaunen mich sehr in ihrer Qualität und geben mir zu denken: Die beschriebenen Contra-Punkte scheinen sich hier voll zu bewahrheiten.

Wer mein Vorgehen nachlesen (englisch), die Geschichte lesen (englisch und deutsch) und kommentieren möchte, kann dies gerne in dem folgenden Google-Dokument tun:

Kurzgeschichte: Der letzte Verkauf
(in der mobilen Ansicht kannst du unten am Browserfenster zwischen den einzelnen Sektionen wechseln – die deutsche Kurzgeschichte kommt am Ende)

Was bleibt? Ein Balanceakt zwischen Nutzen und Authentizität

Für mich persönlich wird KI ein Begleiter meines Schreibprozesses sein. Die Vorteile sind überzeugend und auch – verlockend. Vielleicht liegt der Schlüssel darin, KI bewusst als Werkzeug zu nutzen – als eine Art kreative Unterstützung, die Ideen anregt und Prozesse erleichtert, ohne jedoch den Kern des kreativen Schaffensprozesses zu übernehmen.

Letztlich bleibt KI genau das, was es ist: ein Werkzeug. Wie jeder Pinselstrich auf einer Leinwand entscheidet nicht der Pinsel über das Endergebnis, sondern der Künstler. Solange wir uns daran erinnern, können KI und Kreativität vielleicht eine fruchtbare Partnerschaft eingehen, die das Beste aus beiden Welten vereint.

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